neulich in …
GUNTHER GRABE / 19.11.2016 – 14.1.2017
Ausstellungseröffnung: Samstag, den 19.11.2016 um 15 Uhr
Einführende Worte spricht Christiane Heuwinkel,
Leiterin Kommunikation, Kunstmuseum Wolfsburg.
Der Künstler ist anwesend.
Wir laden Sie herzlich ein und freuen uns auf Ihren Besuch.
Coletta Siedenhans und Johanna Simon
Der Maler und die leere weiße Leinwand: Diese Urszene der bildenden Kunst vermeidet Gunther Grabe in seiner neuesten Serie der „Bildwechsel“ bewusst. Vielmehr nimmt er in seinen Bildern einen
Dialog auf, einen Dialog mit der Kunstgeschichte – aber auch mit der Plakatgestaltung, denn der Künstler übermalt Plakate von Ausstellungen.
Ein Bildwechsel also, und „Bildwechsel“, ist auch der Titel dieser Serie, die von dem leisen, feinen Witz und von der Ironie geprägt ist, die Gunther Grabes gesamtes malerisches wie
zeichnerisches Werk durchzieht.
Gunther Grabe liebt die Natur – aber vielleicht würde er lieber sagen „das Draußen“. Es klingt weniger pompös, weniger ambitiös, unaufgeregter, lässiger sogar. Und damit kommen wir vielleicht
auch seinen Bildern näher, die häufig Ausschnitte aus der Natur zeigen, die inspiriert sind von Wanderungen, von Fahrrad- oder Autotouren. Und – er liebt auch die Menschen, die Wanderer und
Flaneure, die Schauenden und die durch die Apparatur der Kamera Schauenden. So gegenwärtig, alltagsbezogen und vom anscheinend Nebensächlichen angezogen Grabes Landschaften auch seien
mögen, sieht er sich doch auch als Teil einer Kette von künstlerischen Wahrnehmungen der Landschaft. Und vielleicht ist auch der Wanderer – heute als Rucksacktourist und physiognomisch dem
Künstler durchaus unähnlich – ein Stellvertreter des Künstlers, als Schauender, Beobachtender, den Standort und die Perspektive Wechselnder, als Teil einer anderen Welt.
„Ins unermesslichste Vielleicht“, dies Zitat Wilhelm Morgners, das als Titel seiner Ausstellung in Bremen diente, könnte auch über den Arbeiten Gunther Grabes stehen, die aus dem Widerspruch
zwischen einer Beschwörung von Schönheit und Erhabenheit der Landschaft und ihrer Rückführung in die Banalität unseres Alltags ästhetischen Gewinn schöpfen.
In Grabes Plakatübermalungen wie auch der Nutzung alter Paletten, verschrammter Porzellane und Wurstpappen (allerdings mit Goldfarbe gefasst) treffen malerisches Kalkül und Zufall, Intention und
Assoziation, Ernst und Ironie aufeinander.
„Neulich in …“, dieser scheinbar beiläufige Gesprächsanfang, ist auch ein Dialog, ein imaginäres Treffen mit Künstlerkollegen, ein Gespräch über die Möglichkeiten der Malerei heute und deren
Erfüllung zugleich.
Christiane Heuwinkel